AUKTIONSHAUS KAUPP Auction 99 Decorative Art, Antiques and Paintings
Der Autodidakt Spitzweg schreibt sich in den frühen 1830er Jahren nicht nur als Gast in der Akt-Klasse der Münchner Akademie ein, er studiert auch auf seiner Reise über Venedig und Rom nach Neapel (1832) die Möglichkeiten des Aktzeichnens bei den Nazarenern sowie den in Italien arbeitenden englischen und fran zösischen Zeichnern. Auf Fahrten nach Wien (1833 und 1836) besucht er das ‹Museum Belve dere› und studiert die dortige Kunstsammlung. Die hier vorliegenden Aktzeichnungen stammen aus der Frühzeit. «Aus demŒuvre von Spitzweg sind etliche Aktzeichnungen bekannt, sie wurden zum Teil sogar mit demNamen des dargestellten versehen. Die meisten dieser Aktzeichnungen sind zwischen 1831 – 1835 entstanden.» Detlef Rosenberger, Ober ostendorf, 01.06.2020. Dabei zeigt sich Spitzwegs Interesse an der exakten Nachahmung und Über tragung der menschlichen Natur auf das Papier. Oft stellt er seine Modelle im Raum oder zumindest mit Andeutungen einer tiefen räumlichen Interaktion dar. «Carl Spitzweg hatte in seiner Frühzeit viele Aktzeichnungen ausgeführt, da es ihm darauf ankam, die Gestalten, auch wenn sie noch so altväterlich aussahen, anatomisch überzeugend genau wiederzugeben. Viele seiner Akteure im ‹glück lichenWinkel› sind erst als Aktfigur entstanden und wurden dann mit dem Kostüm drapiert. Anschaulich ist dabei, wie Spitzweg das äußerst realistische, fast veristi sche Modell als Vorlage festhält und auch so wiedergibt, aber er bringt auch bereits eigenwillige Bewegungsabläufe in die Aktzeichnung. Zu diesem Zwecke hat er in den Akt-Klassen oftmals den Standpunkt gewechselt und hat das Modell gleichsam umkreist und somit von allen Seiten gezeichnet. Ihm kam es darauf an, die räumliche und körper hafte Bedeutung des Modells zu erfassen und wiederzugeben.» aus: Siegfried Wichmann, Spitzweg, Zeichnungen und Skizzen, München 1985, S. 79. Spitzweg in sechs Akten
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