AUKTIONSHAUS KAUPP Auction 99 Decorative Art, Antiques and Paintings
3320 Carl Spitzweg 8000 € 1808München – 1885 ebd. «Der Alte zum Fenster hinaussehend» oder «Der Hypochonder». Öl auf Mahagoni, sogenanntes Zigarrenbrettchen. U.r. Nachlass- stempel (Rhombusstempel und Stempelsignatur, Lugt 2307). Verso maschinengeschriebene und handunterzeichnete Echtheits- bestätigung Richard Spitzwegs, des Großneffen des Künstlers, mit Nach- lassstempel: «Ich bestätige, dass das umstehende Bildchen ‹Der Alte zum [F]enster hinaussehend› auf Zig[ar] renbrettchen gemalt 1[4? c]m hoch, 10 cm breit, [eine] Originalarbeit meines [Groß?)onkels Carl Spitzweg ist. [Münc]hen, den 7. Februar 1924.» Retuschen. H. 13,9, B. 10 cm. Prunkrahmen. Die vorliegende Arbeit wird von Richard Spitzweg «Der Alte zum Fenster hinaus- sehend» betitelt. Fenster bilden ein bedeutendes, stets wiederkehrendes Motiv in Spitzwegs Œuvre. In den auch «Dachstubenleben» genannten Gemäldezyklen «Wo brennt’s» (WVZ Wichmann 449 – 524), «Die Dachstube» (WVZ Wichmann 470, 471) und «Der Hypochonder» (WVZ Wichmann 473 – 476) begegnen dem Betrachter ähnlich neugierige Herren, die zum Blumen- gießen oder zum Prüfen der Witterung die Nase aus dem Fenster hinausstrecken. Die karikierenden Züge sind teils mehr, teils weniger ausgeprägt. Der Herr mit Schlafmütze aus der Reihe «Wo brennt’s» ist wohl auf Einflüsse zurückzuführen, die Spitzweg auf seiner Paris-Reise sammelte. Der «Hypochonder» des vorliegenden Gemäldes ist weniger eine Karikatur, denn vielmehr eine Momentaufnahme. Spitzweg vermag es meisterhaft, den genauen Zeitpunkt einzufangen und wiederzugeben, in dem der Dargestellte vermutlich gerade ein verdächtiges Geräusch gehört hat, sofort zum Fenster läuft und nun nach unten auf die Straße schaut, um der Ursache nachzugehen. Der von warmem Sonnenlicht umspielte vorwitzige Alte tritt in seiner Dachstube deutlich aus dem in skizzenhafter Manier gemalten Stadthintergrund hervor. Carl Spitzweg verwendet häufig kleine Zigarrenbrettchen als Malgrund, da sie die passende Größe haben «um sie in den Malkasten packen zu können. [...] Er hatte schon zeitig begonnen als starker Zigarrenraucher diese Bretter vorsichtig aus der Kastenform zu lösen, sie von den Papierresten zu befreien, sie nochmal mit Bimsmehl zu schleifen», um sie dann unmittelbar auf seinen Streifzügen durch Stadt und Land zu bemalen. aus: Siegfried Wichmann, Spitzweg, Zeichnungen und Skizzen, München 1985, S. 21. Echtheitsbestätigungen Richard Spitzweg, München, 07.02.1924; Adolf Alt, München, 07.08.1935. Mündliche Bestätigung Prof. Dr. Siegfried Wichmann, Starnberg, 2010. Stellungnahme Detlef Rosenberger, Oberostendorf, 01.06.2020. Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, Oberostendorf, für die wissenschaftliche Beratung, anhand des Originals. Provenienz Kaupp, Sulzburg, Auktion A057, 04.06.2011, Los 1704; Privatsammlung München. Werkverzeichnis Das Werk ist in dem in Bearbeitung befindlichen digitalen Werkverzeichnis von Detlef Rosenberger aufgeführt. 15889/100545
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