AUKTIONSHAUS KAUPP Auktion 99 Kunsthandwerk, Antiquitäten und Gemälde

Sammlerobjekte 137 3173 Hochmittelalterliche Gürtelschnalle in Durchbrucharbeit 400 € Wohl Niedersachsen 1. Viertel 13. Jh. Bronze, mit Resten alter Vergoldung, partiell mit grünlicher Alterspatina. À jour gearbeitete Schauseite mit Darstellung eines Drachens, begleitet von einer stark verbreiterten Vorderkante mit katzenähnlichen Tierköpfen. Kl. Fehlstelle. Altrest. H. 6,6, B. 5 cm.  Provenienz erworben 1973 im Schweizer Kunsthandel; seitdem Privatsammlung Dreisamtal (im Artikel irrtümlich als Freiburg bez.).  Literatur Ilse Fingerlin, Eine hochmittelalter- liche Gürtelschnalle in Durchbrucharbeit, in ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Rheinland-Verlag GmbH Köln, 8/1980, S. 47 – 55, Abb. 1. «Der hohe längsovale Schnallenrahmen ist im Guß hergestellt. Er hat eine stark verbreiterte Vorderkante, darauf sind jeweils an den Kanten- enden Tierköpfe dargestellt mit kurzen gespitzten Ohren und schräg gestellten Augenschlitzen, deren Außenbögen zu einer breiten Nase heruntergezogen sind. Auf diese, am ehesten raubkatzenartigen Köpfe folgt je ein Wulst, bedeckt mit eingestochenen Längsrillen, die als Tierkörper angesehen werden können, denn sie sind nur vomMittelwulst durch je eine Rippe abgesetzt.» Die Durchbrucharbeit «[...] zeigt, aufgerichtet in den Viereckrahmen gestellt, ein Fabelwesen, einen Drachen. Sich schlängelnde Längsfurchen auf dem Körper deuten Gefieder an, weit tritt der Tierkopf vor. […] Allein schon die Höhe und Kürze des Beschlägs an der Freiburger Schnalle legt eine Datierung in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts nahe. Solche fast quadra- tischen Beschläge kennt man aus der Limoger Produktion, die mit der Herstellung von Gürtel- schnallen erst im frühen 13. Jahrhundert einsetzt. […] Trotzdem scheut man sich für das Freiburger Stück an eine Herkunft aus Limoges zu denken, denn es fehlt das die Produktion kennzeichnende Email. […] Venedig und das Rhein-Maas-Gebiet mit Lothringen scheiden aus stilistischen Gründen als Herkunftsmöglichkeiten aus. Ein dritter Schwerpunkt für die Herstellung von Durchbruch- arbeiten wurde nach Niedersachsen lokalisiert. […] In der Regel sind die plastischen Details durch graphische Ritzzeichnungen ersetzt […]. Gerade die abgestufte, feine Gravierung aber ist es, die den Dekor der Freiburger Schnalle prägt. Auch  in der Komposition ist übereinstimmend die Trennung, ein Nebeneinander von Blattranken und Figuren zu beobachten und die Ausbreitung beider Teile in der Fläche. In allen diesen Punkten unbedingt vergleichbar ist ein Vierpassanhänger aus der Burg Heimenstein, Kreis Esslingen. Auch hier dominiert die Gravur. Dazu kommt überraschend, daß Schnalle und Anhänger eine Herstellungstechnik aufweisen, die von den bisher erwähnten Durchbrucharbeiten abweicht. Beide Stücke sind nämlich nicht gegossen, sondern der Reliefgrund ist ausgeschnitten mit einem scharfen Werkzeug, einer schneidenden Punze. […] Für diese Ausschneidetechnik liegt in Niedersachsen eine reiche Tradition vor [...]. Herstellungstechnik und stilistische Merkmale würden also für eine Entstehung der Schnalle und der mit ihr vergleich- baren Arbeiten im niedersächsischen Gebiet sprechen.» aus: Ilse Fingerlin, Eine hochmittel- alterliche Gürtelschnalle in Durchbrucharbeit, in ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Rheinland-Verlag GmbH Köln, 8/1980, S. 47 – 55. 28072/100738

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